Im Rahmen der Aufarbeitung der „Affäre Schlesinger“ im öffentlich-rechtlichen Rundfunk passiert exakt das, was immer passiert, wenn es für Funktionäre unangenehm wird. Man verspricht größtmögliche Transparenz und eine lückenlose Aufklärung. Musterphrasen werden in Endlosschleife in die Öffentlichkeit ventiliert.
Der Intendant des WDR und Vorsitzende der ARD gibt sich zerknirscht. Reformen seien dringend nötig um das Vertrauen in den öffentlichen Rundfunk wiederherzustellen. Dennoch ist sich Buhrow sicher, dass die absolute Mehrheit der Bürger die Qualität und Unabhängigkeit von ARD und ZDF zu schätzen wüssten. Aus welchen Erkenntnissen Buhrow (Jahresgehalt über 411.800 Euro zuzüglich 337.000 Euro Pensionsrückstellungen im Jahr 2020) diese Tatsachenbehauptung ableitet sagt er nicht.
Die Realität sieht aus der Perspektive viele Zuschauer völlig anders aus. Neutralität, Ausgewogenheit und Unvoreingenommenheit sind Qualitäten, die bei vielen Bürgern schmerzlich vermisst werden.
Mit einem Haushaltsvolumen von über 8 Milliarden Euro pro Jahr wird nicht selten Verlautbarungsjournalismus und Regierungspropaganda produziert.
Abweichende Meinungen finden kaum Gehör. Produziert und berichtet wird, was der Regierung nicht unangenehm auffällt.
Exemplarisch dafür sei auf die Sommerpressekonferenz des Bundeskanzlers vergangene Woche verwiesen. Während private Medien unangenehme Fragen stellten, die Scholz in einem Fall so unangenehm waren, dass er dem betreffenden Journalisten mit dem Strafrecht drohte, zeigte eine Journalistin der ARD welche Fragen für den öffentlich rechtlichen Rundfunk von Interesse sind.
ARD-Frau Barbara Kostolnik wollte von Scholz wissen, ob er aufgrund der vielen Krisen Angela Merkel vermissen würde. „Wenn ja, warum und wenn nein, warum nicht?“ legte Kostolnik in guter alter investigativer Tradition nach. Nahezu verwegen, wie die Journalistin den Kanzler mit beinharten Fragen in Bedrängnis zu bringen versucht.
Ist das die Qualität, die wir von ARD und ZDF mit ihrem Milliardenbudget erwarten dürfen?
Es steht zu befürchten, dass wir genau damit rechnen müssen. Das Konzept des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und seiner Funktionärskaste ist aus der der Zeit gefallen.
Ein System in dem viele der, mit fürstlichen Pensionsansprüchen ausgestatteten, Angestellten der Meinung sind objektive Berichterstattung durch sogenannten Haltungsjournalismus ersetzen zu dürfen ist am Ende seiner Legitimation angekommen.